Offen
Am nächsten Morgen trafen Lotti und Felix sich gleich nach dem Frühstück bei der Baumhütte. Felix hatte eine Werkzeugtasche dabei und tat so gewichtig, dass Lotti wusste, dass er sich bereits für eine Vorgangsweise entschieden hatte.
„Mal schauen!“, sagte er, als er die Tasche neben dem Koffer abstellte und sie öffnete. „Wir könnten mit dem Handbohrer ein Loch in das Leder bohren, das groß genug ist, dass ich mit der Drahtschere hinein kommen und das Leder wegschneiden kann. Oder ich versuche es mit dem Schraubenzieher bei den Schnallen.“
Lotti wartete geduldig. Nach dem schrecklichen Erlebnis von gestern war sie bereit, Felix den Vortritt zu lassen. Schließlich hatte er ihretwegen in Lebensgefahr geschwebt.
„Ich glaube, ich nehme den Schraubenzieher“, sagte Felix. „Wer weiß, ob der Inhalt des Koffers nicht so groß ist, dass man ihn gar nicht durch ein Loch im Leder herausholen kann, oder wir beschädigen ihn schon, wenn wir mit dem Bohrer durchstechen.“
Er holte ein Schraubenzieher aus der Tasche und schob es vorsichtig unter einer der beiden Schnallen.
„Halte den Koffer“, sagte er kurzangebunden zu Lotti. „Und nicht loslassen, sonst rutsche ich ab.“
Lotti gehorchte und sie spürte, wie Felix den Schraubenzieher hinunter drückte. Sie selbst drückte ebenfalls mit aller Kraft den Koffer hinunter. Die Schnalle verbog sich mehr und mehr, als ob sie aus Gummi wäre und nicht aus hartem Metall. Felix lehnte sich schon mit seinem ganzen Gewicht auf das Eisen. Als die Schnalle schließlich aus ihrer Verankerung schoss, geschah das so unerwartet, dass Felix rücklings auf den Boden fiel.
Er war aber sofort wieder auf den Beinen.
„Das war eins“, sagte er zufrieden und schon legte er den Schraubenzieher unter die zweite Schnalle.
„Halten, Lotti“, befahl er und drückte wieder. Es dauerte nicht lange und auch die zweite Schnalle gab ihren Widerstand auf. Lotti legte den Koffer auf den Boden. Sie würde ihn zu gerne aufmachen, aber dann wäre Felix bestimmt beleidigt.
Als ob Felix ihre Gedanken lesen konnte, sagte er: „Du gehst auf die eine Seite und ich auf die andere, und bei drei machen wir den Deckel gemeinsam auf.“
Eins, zwei, drei. Sie griffen mit den Händen nach dem Deckel und schlugen ihn nach hinten auf.